pax christi zur Münchner Sicherheitskonferenz
02. Feb 2014
domradio.de: Welches sind denn aus der Sicht von Pax Christi die besonders spannenden Themen auf der Sicherheitskonferenz?
Christine Hoffmann: Da wird zum Beispiel über den Syrienkonflikt gesprochen und das in einer Situation, in der immer bekannter wird, wie sehr auch aus Nato-Staaten Waffen nach Syrien gegangen sind, und eben nicht diejenige Unterstützung gefunden haben, die diplomatische gewaltfreie Veränderungen versucht haben. Die Bevölkerung flüchtet aus dem Land und dieser Krieg wird angeheizt von Waffen von überall. Man muss einfach hoffen, dass sie die Konferenzen und die Verhandlungen da einfach stärken und nicht weiter darauf setzen, Waffen in Gebiete zu bringen, wo dann nur die Gewalt eskaliert.
domradio.de: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird nicht nur dabei sein, sondern sie ist auch eine Rednerin. Welchen Eindruck haben Sie denn bislang von ihr?
Hoffmann: Für mich ist es unerheblich, ob das Verteidigungsressort von einer Frau oder einem Mann geleitet wird, und die Sprüche, die im Moment in Deutschland über von der Leyen – 'Kita für die Bundeswehr' und die 'Mutter der Kompanie' – gemacht werden, das ist für mich Verharmlosung der wirklichen Herausforderung, vor der Deutschland steht. Hier ist nämlich Krieg wieder zu einer Option geworden. Unter von der Leyen, jetzt vorherige Woche, ist entschieden worden, 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs wieder Soldaten nach Afrika zu schicken. Das ist ein Signal, und das ist kein friedenspolitisches Signal. Wenn von der Leyen Werbung für die Familienfreundlichkeit für die Bundeswehr macht, dann, weil ihr die Leute weglaufen. Das Unternehmen Bundeswehr findet keinen Nachwuchs mehr, und das ist ein ernsthaftes Problem, weil kein kluger Mensch möchte gern Soldat werden bei einer Armee im Einsatz, wo seit zwölf Jahren zu beobachten ist, dass das Konzept in Afghanistan nicht zu mehr Sicherheit geführt hat, sondern zu mehr Armut im Land und zehntausenden Opfern in der zivilen Bevölkerung und unter Soldaten gekostet hat. Das sind die Punkte, über die wir mit Frau von der Leyen reden müssen. Bisher hat sie da keine Veränderungssignale gesendet.